Kulturverein Zeißig e.V.

Vereinsgeschichte

Erste Schritte

Als Neu-Zeißigerin kandidierte Dora Gebauer 1994 erfolgreich für den Gemeinderat der damals noch eigenständigen Gemeinde Zeißig und begann unverzüglich, sich für ein vielfältiges aktives kulturelles Leben im Ort zu engagieren. Mit Gleichgesinnten organisierte sie musikalisch-literarische Veranstaltungen, Theateraufführungen im Grünen Kranz und die inzwischen jährlichen Feiern zum Internationalen Frauentag in Zeißig.

Die Vereinsgründung

Was fehlte, war eine Organisation, die diese Interessen bündelt. Im April 1997 trafen sich Dora und Wolfram Gebauer mit Hans Groba zu einem vorbereitenden Gespräch und formulierten den Namen „Verein zur Förderung der kulturellen dörflichen Gemeinschaft – Kulturverein Zeißig e.V.“ Wolfram Gebauer entwickelte das einprägsame Logo mit dem Spinnrad im Funkmast. Nach weiteren Gesprächen mit Gleichgesinnten erfolgte am 17.07.1997 die Gründung. Den Vorsitz übernahm Elvira Schuba.

Bereits Ende 1997 betätigten sich rund 30 Mitglieder in den Sparten Seidenmalerei, Kreatives Gestalten, Brauchtumspflege, Fotografie und in der Tanzgruppe im Verein. Ein Großteil der Aktivitäten richtete sich auf die Vorbereitungen der 750-Jahrfeier von Zeißig im Jahr 1998. Im Festumzug sollte die Entwicklung des Ortes in lebendigen Bildern dargestellt werden. Edith Zink warb für die Idee, zu zeigen, wie unsere Vorfahren tanzten und konnte Johannes Kasper als Trainer gewinnen.

Die Gruppe Kretives Gestalten trifft sich regelmäßig im Zeißighof zum Töpfern

Besonders in den Gruppen „Kreatives Gestalten“ und „Brauchtumspflege“ gab es immer neue Ideen von der Anfertigung von Trachtenteilen, dem Erlernen von Handwerkstechniken wie dem Spinnen  und Töpfern bis zum traditionellen Federnschleißen.

Die Idee vom eigenen Domizil

Zunehmend wurde klar, dass der Verein eine Heimstatt benötigt. Die ursprüngliche Idee, die alte Schrotholzscheune von Familie Manfred Holder in die Dorfaue umzusetzen, scheiterte am Einspruch der Anwohner. Da meldete sich Familie Bacskai im März 2000 und bot an, den Vierseithof an der Dorfaue 31 in die Hände des Kulturvereins zu geben.

Nach zahlreichen Gesprächen mit der Stadt Hoyerswerda und dem Amt für ländliche Neuordnung in Kamenz begannen im Oktober 2001 die ersten Erhaltungsarbeiten an den morschen Fußböden, sanitären Einrichtungen und die Neuverlegung der Pflasterung im Hof mit Unterstützung vieler Zeißiger und der Ortsgruppe des IGBCE.

Mit der Projektgruppe „Zeißighof“, die von 2001 bis 2010 von Horst Reisner (†) geleitet wurde, erfolgte die weitere Planung und Organisation der umfassenden Sanierung des Vierseithofes unter dem Namen Zeißighof. Eine erste Vereinbarung mit der Stadt Hoyerswerda zur Erhaltung, Nutzung und dem Betrieb durch den Kulturverein Zeißig e.V. wurde am 12.06.2002 geschlossen und gilt im Wesentlichen bis heute.

Vielfältige Aktivitäten unter einem Dach

Seit 1997 gehörte die Tanzgruppe zum Kulturverein und bereicherte unter der künstlerischen Leitung von Helga Hansch mit zahlreichen Auftritten und Darstellungen sorbischer Bräuche die Veranstaltungen im Ort und weit darüber hinaus. Im Jahr 2008 trennte sich die Tanzgruppe vom Kulturverein und bildete einen eigenständigen Verein unter Leitung von Gabriela Linack.

Auf Anregung von Horst Reisner (†) und der aktiven Mitwirkung von Werner Olbrich und Wolfram Gebauer gründete sich 2002 der Seniorenclub, der einerseits viele Eigenleistungen bei der Sanierung erbrachte, aber auch eigene sportliche Interessen verfolgte.

Dazu gehörten und gehören die monatlichen Radtouren und die Frauengymnastik, die Organisation von Ausflügen und der jährliche Besuch des Sommertheaters in Bautzen. Aktiv betätigten sich die Mitglieder des Seniorenclubs auch an der Planung und Gestaltung des Rodelberges und der Neugestaltung eines Areals mit der Jürgen v. Woyski-Plastik vor dem Zeißighof.

Im gleichen Jahr kreierte Dora Gebauer die Veranstaltungsreihe „Zeißiger Offene Fenster“ um Künstlern aller Couleurs eine Plattform zu geben. In diesen 20 Jahren öffneten sich besagte Fenster über 40 Mal.

Vom Vierseithof zum Zeißighof

Ein erster „Tag der offenen Tür“ am 24.08.2002 zeigte, was es alles noch zu tun war, gab den Initiatoren aber auch viel Zuspruch, den Zeißighof zu einer Kultur- und Erlebnisstätte auszubauen.

Trotz der laufenden Arbeiten öffnete der Hof regelmäßig seine Tore für Hoffeste, den KunstLandStrich, zum „Tag des offenen Denkmals“, für Theateraufführungen der Kufa und zum jährlichen Weihnachtsmarkt. Im Mittelpunkt stand die Idee, sorbische Traditionen und bäuerliches Handwerk für die Gäste hautnah erlebbar zu gestalten.

Bei der Veranstaltung „Sorbische Ostern“ im Zeißighof zelebrieren Kinder an einer extra angelegten Mulde den Brauch des Valeiens, bei dem gefärbte Ostereier eine kleine Ebene herabrollen. Ziel ist, möglichst ein anderes Ei zu treffen.

Junge Zeißiger Frauen präsentieren bei der Veranstaltung „Sorbische Ostern“ im Zeißighof das Ostersingen.

Adelheid und Martin Herrmann zeigen bei der Veranstaltung „Sorbische Ostern“ im Zeißighof, wie unsere Vorfahren früher Butter herstellten.

Ingrid Holder und Hannelore Aust zeigen beim „Waschtag“ im Zeißighof das Rollen der Wäsche.

Vereinsmitglieder zeigten mit dem Töpfern, Buttern, Sauerkraut herstellen, Spinnen, Wäsche waschen, Schmieden, Sense dengeln und Besen binden traditionelle sorbische Handwerkstechniken.

Der Malkreis MURE präsentiert seine Bilder beim KunstLandStrich 2006 im Zeißighof und nutzt die Gelegenheit sorbische Trachtenträgerinnen zu malen.

Im historischen Holzbackofen, für den 2004 nach der Erneuerung des Schornsteines durch Gerhard Richter und Jürgen Kockott ein zweites Leben begann, wird noch heute unter Regie von Nico Thäle mehrmals im Jahr Brot, Stollen und Kuchen gebacken.

 

Von 2005 bis 2008 übernahmen Hans-Joachim Holder aus Klein Neida und Martin Herrmann den Vereinsvorsitz. In diese Zeit fiel auch die grundlegende Sanierung des Zeißighofes (2007-08) mit umfangreichen Eigenleistungen. Eine Mammutaufgabe, deren erfolgreicher Anschluss 2007 mit einem zünftigen Schlachtfest gefeiert wurde.

Im Rahmen der umfassenden Sanierung des Zeißighofes in den Jahren 2006-07 erbrachten die Mitglieder des Kulturverein mit Unterstützung der Ortsgruppe des IGBCE zahlreiche Eigenleistungen.

In den folgenden Jahren entwickelte sich der Zeißighof zu einer bekannten lokalen Adresse mit Frühlingsfesten, Hoffesten, Kirmesveranstaltungen und dem jährlichen Weihnachtsmarkt. Dabei genießen die Gäste das einzigartige rustikale Ambiente des Hofes mit Darbietungen sorbischen Brauchtums. Gemeinsam mit den Frauen des Versorgungsteams organisierten Anita Bacskai und Birgit Olbrich viele Jahre den Service und das Angebot typischer regionaler Speisen. Vor einigen Jahren übernahmen Katrin Ludwig und weitere Frauen diese Aufgabe.

Zahlreiche Ausstellungen gaben bildenden Künstlern, Fotografen und Sammlern eine Plattform zur Diskussion. Unter Mitwirkung aktiver Vereinsmitglieder entstanden Ausstellungen über die Entwicklung des Ortes mit „Zeißig im Wandel“ und über bäuerliche Tätigkeiten mit der Dauerausstellung „Vom Flachs zum Leinen“. Ganz aktuell die Präsentation sorbischer Hochzeitstrachten, die aus dem Fundus von Günter Hoffmann stammen. Hier können Touristen, private Gruppe und Schüler im Rahmen von Wandertagen hautnah in das Leben unserer Vorfahren eintauchen.

Um die Werterhaltung des Hofes und die Heizung der Kachelöfen im Winter kümmert sich das Senioren-Handwerkerteam unter Leitung von Werner Olbrich und seit 2018 in Regie von Hans Groba.

Erfolgreiche Verjüngung der Mitgliederstruktur

Mit dem Fortbestand des Vereins zeigte sich, dass natürlich auch die über 90 Mitglieder immer älter werden. Ende 2012 betrug das Alters-Durchschnittsalter 68,5 Jahre. Deshalb stellte sich der damalige Vorsitzende Hans Groba die Frage: „Wie können wir jüngere Mitglieder für den Verein gewinnen?“

Just zu dieser Zeit verfolgten engagierte Zeißiger Eltern die Idee, eine Theatergruppe zu bilden. Aus den Märchenspielen für die Kita-Kinder sollte etwas Bleibendes entstehen. Hans Groba ergriff die Chance und bat die Gruppe um Jens und Anett Sarodnik, Teil des Kulturvereins zu werden.

Inzwischen veranstaltet die Theatergruppe jährliche Aufführungen im Zeißighof (die nächsten übrigens vom 1. bis 3. Juli 2022) und zeigt bei den Frauentagsveranstaltungen in Zeißig Ausschnitte ihres Repertoires.

Bei den ersten Auftritt der Theatergruppe des Kulturvereins agierten die Protagonisten Anett Sarodnik und Tobias Herrmann noch inmitten der Zuschauer.

Dieser Zuwachs an neuen, jüngeren Mitgliedern spiegelte sich in den vergangenen Jahren auch in der Besetzung des Vorstandes und prägt die generationenübergreifende Zusammenarbeit im Verein.

Mit der Preisverleihung zum „Verein des Jahres 2018“, eine Auszeichnung die alljährlich mit Unterstützung der Sächsischen Zeitung durch die Ostsächsische Sparkasse Dresden vorgenommen wird, krönte Hans Groba nicht nur die Aktivitäten des Kulturvereins Zeißig e.V., sondern auch seine 11-jährige Arbeit als Vereinschef. In der konsequenten Fortführung der „Verjüngung“ des Vereins übergab Hans Groba 2019 den Staffelstab an Tina Schubert.

Neue Besen kehren gut

Tina Schubert, nach eigenen Aussagen als Stadtkind aufgewachsen, lebt seit rund 20 Jahren in Zeißig und fand hier ihr persönliches Familienglück. Nach ersten Berührungspunkten mit dem sorbischen Brauchtum beim Maibaumwerfen und Ostersingen trat sie 2014 mit der Theatergruppe dem Kulturverein bei und stellte schnell klar, dass sie eine Macherin ist. Gut vernetzt über Social Media will sie den Zeißighof als Erlebnishof mit sorbischem Handwerk weiter beleben. Besonders am Herzen liegt ihr dabei der Holzbackofen, der auch bei Führungen immer großes Interesse bei Alt und Jung erweckt. Wichtig ist ihr auch die Gewinnung weiterer jüngerer Vereinsmitglieder und die Zusammenarbeit mit allen Zeißiger Vereinen.

Das 25järige Vereinsjubiläum wurde am 8. April 2022 mit einer festlichen Mitgliederversammlung gefeiert.